Ein Apell an unser gemeinsames Gewissen !!

Der Zweite Weltkrieg hat Millionen von Menschen das Leben gekostet und unermessliches Leid über die Welt gebracht. Die Opfer dieses Krieges – ob jüdische, politische, ethnische oder religiöse Minderheiten, Zivilisten oder Soldaten – verdienen nicht nur unser Gedenken, sondern auch unser tiefes Nachdenken darüber, wie es dazu kommen konnte. Sie erinnern uns daran, dass wir unsere Lehren aus der Geschichte ziehen müssen, damit sich solche Gräuel niemals wiederholen.

Doch es scheint, als stünden wir erneut vor Herausforderungen, die gefährliche Parallelen zu jenen dunklen Zeiten aufweisen. Bestimmte politische Kräfte in unserem Land versuchen, mit nationalistischen, fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Parolen ihre Position zu stärken. Es wird eine Rhetorik bedient, die die Gesellschaft in „echte“ Deutsche und „minderwertige“ Menschen, oft aufgrund ihres Migrationshintergrunds, spaltet. Diese Entwicklung birgt immense Gefahren für den sozialen Zusammenhalt.

Wenn wir uns nicht aktiv mit diesen ideologischen Strömungen auseinandersetzen, laufen wir Gefahr, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Schon im Dritten Reich begann der Abstieg in die Barbarei mit einer Rhetorik, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung ausgrenzte. Damals wie heute wird versucht, Hass und Verachtung als legitime politische Meinungen darzustellen. Es ist eine bewusste Strategie, um Ängste zu schüren und Sündenböcke für gesellschaftliche Probleme zu schaffen.

Es ist nicht hinnehmbar, dass Narrative des Hasses und der Ausgrenzung wieder Einzug in unsere Gesellschaft halten. Unsere Geschichte hat uns gelehrt, was passiert, wenn man solchen Kräften die Bühne überlässt: Verfolgung, Unterdrückung und letztlich die Zerstörung unseres demokratischen Miteinanders.

Doch wir müssen uns daran erinnern: Deutschland ist mehr als diese Einflüsse. Wir sind ein vielfältiges, buntes und dynamisches Volk. Die Stärke unseres Landes liegt gerade in seiner Vielfalt – in den Menschen unterschiedlicher Hautfarben, Religionen und kulturellen Hintergründe, die alle gemeinsam unser heutiges Deutschland prägen. Das Judentum und der Islam sind mittlerweile fest verankerte Bestandteile unserer Gesellschaft, ebenso wie das Christentum und viele andere Glaubensrichtungen.

Worauf es ankommt, ist nicht, welcher Religion oder Kultur man angehört, sondern ob man bereit ist, den anderen als Mensch zu sehen. Die Ausgrenzung aufgrund von Herkunft oder Glauben ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern untergräbt auch die Grundwerte, die unsere Demokratie und unser friedliches Zusammenleben ausmachen.

Es ist unsere Pflicht, den Opfern des Zweiten Weltkriegs zu gedenken, indem wir dafür sorgen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Dazu gehört, den Hass und die Intoleranz, die wieder in Teilen unserer Gesellschaft aufkeimen, klar und unmissverständlich zurückzuweisen. Es ist nicht nur eine politische Aufgabe, sondern eine moralische Verpflichtung. Wir müssen uns für eine Zukunft einsetzen, in der Vielfalt als Stärke und nicht als Bedrohung gesehen wird – in der jeder Mensch, unabhängig von Herkunft oder Religion, gleichberechtigt und respektiert wird.

Denn das ist es, was Deutschland wirklich ausmacht.

Eine klare Botschaft aus der Rede von Michel Friedman

Am 10. Oktober 2024 im Hessischen Landtag erinnerte Michel Friedman bei der Gedenkfeier für Otto Schindler an die unermesslichen Opfer des Holocaust und zog dabei klare Parallelen zu den heutigen Herausforderungen. Seine Worte sind ein Weckruf, der nicht lauter und klarer hätte sein können. Friedman erinnerte uns daran, wie viel Kraft es kostet, sich gegen Hass und rechtsextreme Polemik zu stellen. Er sprach offen über die Belastung, die es mit sich bringt, von rechten Ideologien und ihren Vertretern als Volksfeind beschimpft zu werden – eine Erfahrung, die viele von uns teilen.

Doch Friedman betonte, dass Lautstärke nicht gleichbedeutend mit Mehrheit ist. Nein, die Mehrheit in diesem Land teilt nicht das menschenverachtende Bild, das diese Ideologien zeichnen. Genau das ist es, was Hoffnung gibt: die Gewissheit, dass die Werte der Menschlichkeit, des Respekts und der Vielfalt in den Herzen der meisten Menschen in Deutschland verankert sind.

Friedman sprach auch eine Warnung aus: Eine politische Zusammenarbeit mit diesen Kräften darf niemals in Betracht gezogen werden. Denn eine solche Normalisierung würde ihr Verhalten und ihre Hassparolen legitimieren. Es ist ein Appell an die Politik, sich der Herausforderung zu stellen, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und gleichzeitig klar und standhaft gegen jede Form von Ausgrenzung und Fremdenhass einzutreten.

Ein Weckruf für uns alle

Es braucht Mut und Entschlossenheit, sich gegen die Lauten zu stellen, die mit Hass und Spaltung unsere Gesellschaft bedrohen. Doch ich bin zuversichtlich: Die vielfältige Mehrheit in diesem Land lässt sich nicht einschüchtern. Sie wird sich mit Willensstärke und Überzeugung gegen jede Form der Spaltung stellen. Diese Menschen wissen, dass die Stärke Deutschlands in seiner Vielfalt liegt, in der gemeinsamen Identität, die aus den unterschiedlichsten Kulturen, Religionen und Hintergründen erwächst. Genau das ist es, was unser Volk ausmacht: ein Volk, das sich der Menschlichkeit verpflichtet fühlt und für eine Zukunft der Einheit, des Respekts und der Vielfalt kämpft.